Z ur Zeit als Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Kirchentür nagelte, gab es in Hamburg 432 Geistliche und weit über tausend Mönche und Nonnen bei einer Gesamtbevölkerung von gerade einmal 15.000. Die Beschäftigung bei der Kirche war doch sehr beliebt. Man mußte keinerlei Steuern zahlen und unterstand dem Domkapitel und nicht der hamburgischen Gerichtsbarkeit.

Diese krasse Überbeschäftigung schuf Langeweile und so wandten sich viele von der Geistlichen den weltlichen Dingen zu. Das wilde Treiben ging sogar so weit, daß im Jahre 1512 der Domdekan Albert Crantz den Domherren gebieten mußte, ihren übermäßigen Beischlaf zu unterlassen und ihre Beischläferinnen abzuschaffen. Andere wiederum wirtschafteten kräftig in die eigene Tasche. Bestes Beispiel war der Domscholastikus Heinrich Banskow, der ganz Wellingsbüttel als Privatbesitz erwarb und zudem noch einen Sohn mit seiner Magd hatte. Kein Wunder, daß die Lehren Luthers in Hamburg nicht auf taube Ohren stießen.

Doch der Rat verbot 1521 den Druck und die Verbreitung Luthers Schriften. Aus dem Umland kamen aber immer mehr protestantische Prediger nach Hamburg, die unter dem Volk viel Zustimmung fanden.

Unter eben diesen Predigern war auch Steffen Kempe, der niederdeutsch predigte und sich bei dem Volk großer Beliebtheit erfreute. Trotz Anfeindungen blieb er und legte somit in 3 Jahren unermüdlicher Arbeit den Grundstein für die Reform.

1523 verlegten zwei Holländer ihre Druckerei nach Hamburg und druckten das neue Testament in niederdeutscher Sprache, obwohl dem Laien das Lesen der heiligen Schrift verboten war. Ab dem Jahre 1526 gab es sogar schon evangelische Pfarrer in der Katharinen- und Nikolaikirche.

Nach einem öffentlichen Streitgespräch kam es am 28. Februar 1528 endlich zur Reform in Hamburg. Im Gegensatz zu anderen Städten, in denen es zu blutigen Ausschreitungen kam, verlief der Wandel recht friedlich. Lediglich fünf katholische Wortführer wurden aus Hamburg ausgewiesen.

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