m 31. Dezember 1619 ist Hamburg Deutschlands größte Stadt. Es werden 40.000 Einwohner geschätzt, 10.000 davon sind Ausländer. Viele Leute sind in den letzten Jahren nach Hamburg geströmt, teils aus wirtschaftlichen, teils aus religiösen Gründen. Unter den Zuwanderern waren deutsche Protestanten, aber auch Franzosen, Portugiesen, Spanier und nicht zuletzt die Holländer. Sie stellten mit Abstand den größten Teil der Ausländer.
Im Gegensatz zur heutigen Zeit, in der die armen Wirtschaftsflüchtlinge einen großen Teil der Zuwanderer stellen, gehörten die Ausländer damals häufig zur finanziellen und geistigen Elite. Ihnen war der Aufschwung zu verdanken. Mit ihrem neuen Wissen blühte das Handwerk auf und die eingewanderten Geschäftsleute hatten einen hervorragenden Kontakt zur Heimat, was den Handel ungemein ankurbelte. Bestes Beispiel war die1583 errichtete neue Börse neben dem Rathaus. Sie wurde von einem Holländer bezahlt, von einem Holländer errichtet und Holländisch war die Sprache der Börsianer. Zwei Drittel der Inhaber der größten Banknoten waren zu dieser Zeit Holländer.
Diese neue Sachlage hatte den Rat veranlaßt, die Bestimmungen zum Erwerb des Bürgerrechts zu ändern. Nun durfte jeder, der die Steuern zahlen konnte und evangelisch war, Hamburger Bürger werden, egal aus welchem Land er kam. Der Graf von Pinneberg in Altona war weniger streng in Sachen Religion und gewährte jedem Zuwanderer Glaubensfreiheit und Zunftfreiheit für die Handwerker.
Die dankbaren Einwanderer nannten daraufhin die neu gegründeten Straßen "Große Freiheit" und "Kleine Freiheit", die nun an der Reeperbahn liegen. Doch auch in anderen Sachen nahm es der Graf nicht so streng und so entwickelte sich Altona zum kleinen Schandfleck vor den Toren Hamburgs.
Auch mitverantwortlich für den Aufschwung war die 1618 gegründete Hamburger Bank mit ihrem Sitz im Rathaus. Sie war die erste ihrer Art in Deutschland. In dieser Giro-Bank konnten die Geschäftsleute ganz problemlos ihre finanziellen Transaktionen tätigen. Die gewaltigen Summen, die bei den großen Geschäften gezahlt werden mußten, brauchte man nun lediglich umzubuchen. Ende 1619 hatte die Bank 42 Kontoinhaber mit über 100.000 Mark Einlagen.
Doch auch andere wichtige Gebäude kamen hinzu. Man baute ein Waisenhaus, ein Pesthaus, und mehrere hundert Gotteswohnungen, in denen Erwerbsunfähige untergebracht wurden. Durch eine Lotterie finanzierte man 1614 ein Werk- und Zuchthaus. Seit 1611 wurden alle Straßen gepflastert, was das Stadtbild erheblich verschönerte und seit 1616 gab es eine wöchentliche Zeitung.
Der Wohlstand wurde sogar so groß, daß der Rat extra eine Verordnung gegen die übertriebene Kleiderpracht und die hohe Ausgaben bei Familienfesten erließ.
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