N ach der Reichsgründung 1871 durfte die reichsfreie Hansestadt Hamburg von ihren Privilegien immerhin noch das Recht behalten, Edelkonsumgüter aus Übersee, für die hohe Einfuhrzölle fällig geworden wären, zollfrei zu lagern, zu veredeln und umzuverpacken, um sie dann nach Osteuropa und Skandinavien weiterzuverkaufen.

Aufbauarbeiten der Speicherstadt im Jahre 1886

Nach langen Verhandlungen mit dem Reichskanzler Bismarck einigte man sich 1881 jedoch und Hamburg trat dem Reichszollgebiet bei. Im Gegenzug sollte der Freihafen entstehen, bei dessen Baukosten von 106 Millionen Reichsmark sich das Deutsche Reich mit 40 Millionen Reichsmark beteiligte. In dem eingezäunten Freihafen, dessen Eingänge mit Zollstationen kontrolliert wurden, durften die Waren nun zollfrei gelagert und veredelt werden. (Genaueres siehe Deutsches Zollmuseum).

Feierliche Einweihung der Brooksbrücke im Jahre 1888

Für den Bau der Speicherstadt wurden 24.000 Menschen nach Hammerbrook und Barmbek umgesiedelt und die Stadtteile des St.-Annen-Kirchspiels auf der Wandrahm- und Kehrwiederinsel mit etwa 1000 Häusern, darunter alte barocke Bürgerhäuser, abgerissen. Von 1885 bis 1912 entstand dann auf diesem Gelände die sogenannte Speicherstadt: 7-8stöckige Speichergebäude in monu- mentaler, kilometerlanger geschlossener Backsteinfront, die hinter dem Zollkanal und mehreren mittelalterlich wirkenden Brückenbauwerken (heute existiert nur noch die Kornhausbrücke) wehrhafte Macht und Uneinnehmbarkeit demonstrierten.

Die Speicherstadt im Jahre 1890

Oberingenieur Andreas Meyer versuchte mit den neugotischen Treppengiebeln, Türmchen und Spitzbögen, Mustern in Keramik und Glasursteinen und grünen Kupferhauben noch einmal den Glanz der alten Hansezeit zu beschwören. Mit der Fertigstellung der Speicherstadt wurde Hamburg nun endgültig Deutschlands Tor zur Welt.

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